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09.08.2012 15:20:55

Warum diese tiefe Verunsicherung?

Kolumne

Eine immer grösser werdende Zahl von Anlegern hortet inzwischen am liebsten Bargeld als „sichere Kapitalanlage“. Das ist seltsam, denn laut Lehrbuch müsste das Kapital eigentlich dahin wandern, wo die höchsten Renditen zu erzielen sind.

Hier konkurrieren in der Regel der Anleihemarkt und der Aktienmarkt. Konnte man früher noch darüber diskutieren, ob beim Aktienmarkt nur die ausgeschütteten Dividenden als Rendite gelten sollten oder der Jahresüberschuss – der ja meist das Doppelte beträgt – , so muss man heutzutage nicht mehr darüber streiten. Denn inzwischen liefert der Anleihemarkt nur noch ganz schmale Renditen oder – bei kurzfristigen Anlagen bis zu drei Jahren – überhaupt keine Rendite mehr. Deutsche zweijährige Bundesanleihen bieten inzwischen absurderweise sogar eine negative Rendite! Das bedeutet, dass der deutsche Staat sogar Geld verdient, wenn er sich jetzt möglichst hoch verschuldet!

Über die eifrigen Angebote der Sparkassen und Banken, die sich bemühen, ihre Kunden mit wohlklingenden Namen wie „Wachstumssparkonten“, „SparDirekt-Plänen“, „Bonussparplänen“ und „AuszahlPlan-Konten“ zu ködern, kann man nur lachen, wenn man sich die Renditen um 0,5% bis höchstens 1,8% ansieht. Und das selbst bei Anlagen von vier Jahren und mehr, die den Nachteil haben, dass die Sparer an ihr Geld in der Zwischenzeit nicht mehr herankommen.

Aktien hingegen bieten ansehliche Dividendenrenditen, wie eine Übersicht über die 20 SMI-Titel zeigt:

   BrancheDivRendite%
     
 Zurich Financial Finanz7,15
 Swisscom 

Telekomm.

5,64
 Lonza Chemie5,05
 Transocean Energie4,89
 Swiss Re Finanz4,86
 Holcim Bau4,35
 Credit Suisse Finanz4,29
 Adecco NA Dienstleister4,22
 Roche Hold.-GS. Pharma

4,13

 Novartis NA Pharma3,74
 ABB Maschinen3,72
 SGS      Dienstleister3,33
 Nestle NA Nahrung3,21
 Julius Bär Finanz2,87
 Givaudan Chemie2,39
 Syngenta Chemie2,38
 Actelion Pharma1,80
 Swatch Inh Konsum1,48
 Richemont Konsum1,12
 UBS NA Finanz0,96

 

Was ist da passiert? Warum greifen die Anleger nicht zu und kaufen dividendenstarke Aktien? Funktioniert der Markt nicht mehr?

Es kann schon Gründe geben, trotz hoher Renditen keine Aktien zu kaufen. Denn die Dividenden sind ja nicht garantiert. Es könnte eine Zeit kommen, in der kaum mehr Gewinne bei den Unternehmen geschrieben werden, zum Beispiel bei heftigen Konjunkturschwankungen, die es ja in der Vergangenheit immer wieder gegeben hat. Dann können auch die Dividenden ausfallen.

Ein Kriegsausbruch zwischen Israel und dem Iran könnte die Kurse der Aktien einbrechen lassen. Oder die Euro-Zone könnte auseinanderfallen. Was passiert dann mit dem Schweizer Franken, der sich seit fast einem Jahr fest an den Euro gekettet hat?

Die Anleger haben einfach genug von den heftig schwankenden Aktienkursen bei einem SMI zwischen 3800 und 9600 in den letzten zehn Jahren. Sie wollen Sicherheit und Nerven schonende Anlagen, selbst wenn sie keine Rendite bringen. Das ist verständlich. Freilich kann man mit Sicherheit schon heute vorhersagen, dass sich diese Einstellung wieder grundlegend ändern wird, wenn der SMI Kurse um 9000 bis 10000 Punkte erreicht, was in den kommenden zwei Jahren sehr wahrscheinlich ist. Dann wollen alle wieder unbedingt Aktien haben und sehen im Unterschied zu heute (SMI bei 6450) darin überhaupt kein Risiko mehr.

Aber abgesehen davon, dass solche Einstellungen zwar menschlich verständlich, aber nicht logisch sind, sollte man ab und zu die Anleger auch daran erinnern, dass auch Bargeld keine sichere Sache ist. Denn Deutschland hat im 20.Jahrhundert schon zweimal Inflationen erlebt (1923 und 1948), in denen Bargeld nichts mehr wert war, Aktien als Unternehmensbeteiligungen aber sehr wohl noch!

„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ hat der Philosoph Immanuel Kant einmal geschrieben. Übertragen auf die heutige Zeit bedeutet das, sich nicht von Stimmungen und Ängsten leiten zu lassen, sondern ausschliesslich von sachlichen Erwägungen.

Eines der wichtigsten Kriterien eines Anlegers sollte die Berechnung des Fairen Wertes eines Aktienindex sein. Ist der SMI derzeit gerade sehr hoch oder sehr tief, auch wenn er in der Vergangenheit in beide Richtungen übertrieben hat?

Dafür bietet sich einmal der Vergleich des Höchst- und Tiefstandes in den vergangenen zehn Jahren an. Schon dies hat eine gewisse Aussagekraft, auch wenn sich ja die wirtschaftlichen Bedingungen immer wieder ändern. Der heutige Stand um 6450 Punkte liegt nicht einmal so hoch wie der Mittelwert der Höchst-und Tiefstpunkte der letzten zehn Jahre (6650), zumal sich ja aufgrund des Wirtschaftswachstums der faire Wert des SMI im Laufe von Jahren immer weiter nach oben verschiebt.

Auch das mittlere Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) der SMI-Aktien bietet eine Hilfe zur Berechnung des fairen Wertes. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis zeigt an, um wie viel der Kurs einer Aktie höher liegt als der Jahresumsatz des Unternehmens. In den vergangenen 15 Jahren haben wir für den SMI einen mittleren Wert von 2,35 ermittelt. Der SMI lag also im „Normalzustand“ (Mittelwert) um das 2,35fache höher als dem Jahresumsatz der in ihm enthaltenen Unternehmen entsprach.

Momentan liegt das KUV des SMI aber nur bei 2,17. Um auf einen Wert von rund 2,35 zu kommen, müsste der SMI ungefähr bei 7000 Punkten stehen.

Geht man gar von einem 20-Jahre-Durchschnitt des SMI aus und einem historisch mittleren Berichtungswert, mit dem er nach oben korrigiert werden muss, dann kommen wir gar auf einen fairen SMI-Wert von heute 8449 Punkte.

Fazit: Der Schweizer Index ist heute klar unterbewertet. Käufe sind somit kaum riskant, zumal es als Anlage keine interessanten Alternativen mehr gibt. Freilich können politische Ereignisse kurzfristig die Kurse verzerren. Aber wirklich „sicher“ ist ja nichts. Aber wenn unklare „Gefühle“ den Mut zu sachgemässen Entscheidungen nehmen, dann sollte man sich nochmals den Rat des Philosophen Immanuel Kant zu Herzen nehmen.

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Uwe Lang, Herausgeber der BÖRSENSIGNALE

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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Short 14’050.63 8.98 SXXBOU
SMI-Kurs: 12’757.18 13.11.2025 16:49:32
Long 12’225.35 19.38 S1FBXU
Long 11’966.08 13.91 SRQB1U
Long 11’443.38 8.92 SS5BFU
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