Experten-Kolumne |
23.01.2015 15:35:43
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Neues Spiel, neues Glück
Kolumne

Ungewissheit - dieser Oberbegriff beschreibt die heutigen Finanzmärkte wohl am treffendsten. Von den treibenden Kräften an den Kapitalmärkten, Angst und Gier, hat angesichts der grossen Ungewissheit hinsichtlich der unterschiedlichen globalen Konjunkturaussichten die Angst die Oberhand gewonnen.
Zusätzlich kompliziert wird die Lage durch den Kontrast zwischen der weltweit nach wie vor schwachen Konjunkturerholung und der guten Wertentwicklung einzelner Vermögensmärkte. Die entwickelten Aktienmärkte und globale Staatsanleihen haben seit März 2009 hohe zweistellige Erträge erzielt. Über den realwirtschaftlichen Nutzen der quantitativen Lockerung streitet die Wissenschaft wahrscheinlich noch über Jahrzehnte hinaus, wir können aber schon jetzt getrost feststellen: Anleger sind in der Zeit des billigen Geldes aussergewöhnlich gut gefahren.
Ein Ratespiel
Die Aktienmarktbewertungen berücksichtigen offenbar künftiges Wachstum, die tatsächliche Wirtschaftsleistung ist aber uneinheitlicher und diverse Länder verfolgen unterschiedliche politische Ansätze. Angesichts der drohenden Deflation in Europa steht die Europäische Zentralbank praktisch schon mit einem Bein in der quantitativen Lockerung, in Asien hat das bisher so wachstumsstarke China an Kraft verloren, und die Bank von Japan versucht sich an einer weiteren quantitativen Lockerung, um der seit Jahrzehnten vor sich hin dümpelnden Wirtschaft endlich den entscheidenden Wachstumsschub zu geben.
Die Prognose künftiger Markterträge ist selbst im günstigsten Fall eine ungenaue Wissenschaft. Das derzeitige Anlageumfeld macht diese Aufgabe allerdings aussergewöhnlich schwierig. Besonders gefährdet wirken Anleihen und andere zinssensitive Vermögenswerte, deren Risiken durch Renditen auf oder in der Nähe ihrer Rekordtiefs derzeit eindeutig asymmetrisch verteilt sind: potentielle Erträge aus weiter sinkenden Zinsen sind vermutlich deutlich geringer als die Verluste bei steigenden Renditen.
Volle Kontrolle
Absolute Return-Strategien hingegen orientieren sich unabhängig von den Marktbedingungen und -trends am absoluten Anlageergebnis. Manche konzentrieren sich auf Vermögenswerte, die potentiell von steigenden Zinsen profitieren, andere betreiben Differenzarbitrage und nutzen die Freiheit, die ihnen relativ flexible Anlagerichtlinien und besonders die Orientierung am Cash
Benchmarks geben.
In einem Umfeld steigender Zinsen können sich für Anleger Strategien lohnen, denen Zinserhöhungen entweder nichts anhaben oder die sogar von steigenden Zinsen profitieren können. Derivate können genutzt werden, um Zinsrisiko abzusichern und ein Portfolio gegen Zinsänderungen zu immunisieren. Ob ein Portfolio Zinsrisiken hält oder nicht, wird dann zur aktiven Entscheidung für oder gegen eine Absicherung des Risikos. Andere Strategien - etwa Ansätze, die statt physischer Wertpapiere Derivate nutzen - haben unter Umständen hohe Kassepositionen und sollten damit tendenziell von einem Zinsanstieg profitieren und untersinkenden Zinsen leiden.
Einige Strategien betreiben Differenzarbitrage. So könnte ein Absolute Return-Manager etwa darauf setzen, dass sich Standardwerte besser entwickeln als Nebenwerte oder dass italienische Anleihen höhere Erträge generieren als deutsche Staatsanleihen. Für den Portfolioertrag kommt es also darauf an, dass sich bestimmte Vermögenswerte besser entwickeln als andere, die allgemeine Marktentwicklung hingegen tritt in den Hintergrund.
Weil nur der absolute Erfolg zählt, können Absolute Return-Manager mit einer sehr flexiblen Anlagestrategie völlig frei agieren- und nur dann investieren, wenn sie attraktive Chancen sehen. Dank der Möglichkeit, in einzelnen Märkten oder Wertpapieren nicht nur Long sondern auch Short zu gehen, können sich Absolute Return-Strategien sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten bewähren. Die Volkswirtschaft gilt häufig als Wissenschaft der Bedenkenträger. Mit ihr verwandt ist die Marktprognose, nur dass hier geraten wird. Welche Entwicklung ein Markt nehmen wird, ist nie einfach vorherzusagen, selbst wenn Konjunktur und Markt eindeutigen Trends folgen. Die steigenden Wachstumsängste und die deflationäre Bedrohung in einigen grossen Wirtschaften, die Wahrscheinlichkeit steigender US-Zinsen und die beeindruckenden Erträge einzelner Anlageklassen seit 2009 sorgen dafür, dass der Blick in die Zukunft zurzeit ganz besonders getrübt ist. Auf das absolute Anlageergebnis konzentrierte Strategien sind darauf ausgelegt, die Auswirkungen von Markttrends zu limitieren. In diesen ungewissen Zeiten stellen sie damit ein wertvolles Instrument für Anleger dar.
Sonja Uys: Portfolio Manager, Insight (BNY Mellon)
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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