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Experten-Kolumne 04.11.2013 10:21:54

«Responsable Investing» gewinnt an Bedeutung

Kolumne

Im vergangenen Jahrzehnt ist in Untersuchungen wissenschaftlicher und anderer Institutionen das Thema «Social Responsible Investing (SRI)» in den Fokus gerückt. Die Gründe dafür sind ein zunehmendes öffentliches Bewusstsein für das Thema, wachsende Bedenken hinsichtlich der Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (environmental, social and governance; ESG) sowie der Erfolg internationaler Initiativen wie der United Nations Principles for Responsible Investing (UN PRI).

Deren Akzeptanz zeigt sich deutlich an der gestiegenen Zahl Finanzunternehmen, welche die UN PRI unterzeichnet haben, sowie am kontinuierlichen Wachstum der verwalteten Vermögen, die sozial verträglich nach den Kriterien des Responsible Investing (RI), investiert werden.

Viele Untersuchungen haben ihr Augenmerk auf Performance-Vergleiche zwischen SRI- und konventionellen Aktienportfolios gelegt. Ihre Resultate belegen, dass RI-Fonds in der Lage sind, eine mindestens ebenso gute Performance zu erzielen wie konventionelle Aktienfonds. Zudem wurde ersichtlich, dass sie bei einem vergleichbaren Ertrag ein geringeres Risikoprofil aufweisen, dies unter Berücksichtigung verschiedener Screening- und Implementierungsmethoden.

Dessen ungeachtet bestehen nach wie vor zahlreiche falsche Vorstellungen, wenn es um sozial verträgliches Investieren geht. Eine der häufigsten ist, ein im Vergleich mit den konventionellen Fonds (viel) kleineres investierbares Universum führe zu einer Underperformance. Wir glauben, dass diese Fehlvorstellung eng mit einem begrenzten Einblick in die verschiedenen ESG-Methoden (Screenings), die in den SRI-Fonds und anderen RI-Strategien zum Einsatz kommen, zusammenhängt. Dadurch mangelt es teils am Verständnis für den Mehrwert, den solche ESG-Screenings bieten, wenn es darum geht, Unternehmen und Titel auszuwählen, die sich durch eine bessere Performance auszeichnen.

Stategien-Vielfalt

Verantwortliches Investieren ist mittels verschiedener Strategien möglich:

  • Aktives Aktionariat: Diese Strategie setzt auf Aktionärsmacht, um das Verhalten von Unternehmen durch Engagement und Stellvertreterwahl zu beeinflussen.
  • ESG-Integration: Systematischer und expliziter Einbezug von Umweltaspekten, sozialen Aspekten und Governance-Aspekten in die Finanzanalyse und in die Investitionsentscheide.
  • Positives Screening („Best-in-Class“): Auswahl führender oder am besten abschneidender Investitionen aufgrund ausgewählter ESG-Kriterien.
  • Negatives (ausschliessendes) Screening: Ausschluss bestimmter Sektoren, Unternehmen oder Methoden in der Portfolio-Zusammensetzung eines Fonds, basierend auf spezifischen ESG-Kriterien.
  • Investieren in Nachhaltigkeitsthemen: Investitionen in Bereichen, die einen spezifischen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit haben (saubere Energie, nachhaltige Landwirtschaft usw.).
  • Wirkungsbezogenes Investieren: Zielgerichtete Investitionen, typischerweise in privaten Märkten, die auf bestimmte soziale oder umweltbezogene Folgen abzielen (z.B. Microfinance).

Aus dieser Übersicht wird ersichtlich, dass RI-Investitionen ein viel breiteres Gebiet umfassen als herkömmliche SRI-Investitionen, die rein mit positiven und/oder negativen Screenings arbeiten, also den von SRI-Fonds am häufigsten verwendeten Screening-Methoden.

Aus Investitionsperspektive erscheint das positive Screening möglicherweise intuitiver als das negative. Eine echte, konsequente sozial verantwortliche Handlungsweise eines Unternehmens kann zu Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen und neuen Absatzmöglichkeiten führen. Unternehmen mit einem guten Umweltmanagement, fairen Arbeitsbedingungen und einer gesunden Corporate Governance schaffen zusätzliche Voraussetzungen für gute Resultate. Sie sind zudem besser auf den Umgang mit potenziellen Störungen und Kontroversen vorbereitet. Letztlich sind sie dadurch effektiver, wenn es darum geht, ihre Reputation und ihr Profil gegenüber Investoren, Kunden und Lieferanten zu schützen. Dies dürfte langfristig positive Auswirkungen auf die Performance eines Unternehmens haben, was wiederum höhere Erträge für die Aktionäre zur Folge haben kann.

Green Washing Falle

Dennoch würden wir bei ausschliesslicher Anwendung der „Best-in-Class“-Methode einer Tendenz zum „Green Washing“ zum Opfer fallen, weil grosse Unternehmen mehr Möglichkeiten und einen besseren Zugang zu personellen und finanziellen Ressourcen haben, um Strategien, Nachhaltigkeitsreports und andere Dokumentationen zu erstellen, ohne ihre Corporate-Social-Responsibility-Strategie auch tatsächlich umzusetzen. Um gegen „Green Washing“ möglichst immun zu sein, halten wir es für entscheidend, dass ein positiver Ansatz („Best-in-Class“) mit einem negativen (ausschliessenden) Screening, das kontroverse Verhaltensweisen korrekt thematisiert, kombiniert wird.

ING IM hat zu diesem Thema weitere quantitative Forschung in Sachen Investitionen durchgeführt und basierend auf positiven und negativen Screenings den Mehrwert der eigenen ESG-Screeningkriterien anhand von Performance, Risiko und Stil des MSCI World DM zwischen August 2009 und April 2013 untersucht. Dabei haben sich unter anderem folgende Resultate ergeben:

  • Eine beschränkte Outperformance des nicht-„Best-in-Class“-Ausschnittes des MSCI DM-Universums gegenüber dem „Best-in-Class“-Ausschnitt. Unter Aktien mit hohem ESG-Rating haben wir eine deutliche Tendenz zu europäischen und grosskapitalisierten Unternehmen festgestellt. Bereinigt um diese Tendenz schnitten beide Ausschnitte ziemlich ähnlich ab.
  • Die verwendeten negativen Screenings wurden jeweils in zwei Teile aufgeschlüsselt:
    - in ein Screening basierend auf Kontroversen, d. h. darauf, ob Unternehmen offensichtlich mit kontroversem Verhalten in Verbindung gebracht werden oder nicht
    - in ein Screening, das Unternehmen, die ausgeschlossene Produkte wie z. B. Tabak herstellen, von anderen abgrenzt
  • Unternehmen, die nicht mit offensichtlich kontroversem Verhalten in Verbindung gebracht werden, schnitten deutlich besser ab als Unternehmen, bei denen Bedenken hinsichtlich kontroversen Verhaltens bestanden. Zudem zeigten sie eine geringere Volatilität und – noch wichtiger – sie besassen, verglichen mit dem gesamten MSCI World DM, ein attraktiveres Risiko-Ertrags-Profil.

Verbesserung des Ertrags-Risiko-Verhältnisses

Die Untersuchung der Auswirkungen führte zu zwei erwähnenswerten Beobachtungen. Zunächst verbessert eine Kombination der beiden Screenings gemessen am MSCI DM World Index das Ertrags-Risiko-Verhältnis deutlich und reduziert zudem Extremrisiken. Darüber hinaus deuten die Beobachtungen darauf hin, dass eine Kombination eines „Best-in-Class“- und eines ausschliessenden Screenings Mehrwert bietet, wenn es darum geht, einen effektiven Umgang mit Unternehmen zu finden, die „Green Washing“ betreiben, die letztlich also nicht umsetzen, was sie versprechen – was wiederum ein Indikator für die gesamte Unternehmenskultur sein kann.

Die Vermögensverwaltungsbranche befindet sich – angesichts der grossen Anzahl zugrundeliegender Definitionen – nach wie vor in einer frühen Phase der Identifikation aller vor- und nachteiligen Auswirkungen von ESG-Kriterien in Investment-Strategien. ING IM fokussiert seine Bemühungen weiterhin darauf, diejenigen ESG-Aspekte zu identifizieren, die den signifikantesten materiellen Effekt auf Finanzerträge haben, dies sowohl aus Unternehmens- als auch aus Aktionärsperspektive.

Hendrik-Jan Boer, Head of Sustainable Investments & Senior Portfolio Manager, Sustainable Equity, ING Investment Management

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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